“Das Fanal von Zeitz”: Die Selbstverbrennung von Oskar Brüsewitz

Bildquelle: Von Leppus - Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=88757320

Der evangelische Pfarrer Oskar Brüsewitz war schon immer ein sehr Unbequemer in der DDR und machte mit zahlreichen Aktionen auf Mißstände im “Arbeiter- und Bauernstaat” aufmerksam: Verbreitung christlicher Schriften, oppositionelle Jugendarbeit und unkonventionelle wie sehr das DDR-Regime anklagende Kampagnen.

Bürger seiner Gemeinde mochten Oskar Brüsewitz dafür um so mehr, die Kirchenoberen neben Stasi und Partei aber nicht. Ein Ausreiseantrag für ihn war schon fast fertig, doch er wollte die DDR nicht verlassen und dort weiter gegen den Sozialismus kämpfen.

Und so sah er keinen anderen Ausweg als sich zu verbrennen und damit keinen Selbstmord , wohl aber einen “göttlichen Auftrag” zu erfüllen: Am 18. August 1976 stand er vor der Michaeliskirche in Zeitz lodernd in Flammen. Wenige Tage später verstarb er an den Folgen der Verbrennungen.

Sage und schreibe 400 Leute aus der gesamten DDR kamen zu seinem Begräbnis. Die DDR-Medien konnten das “Fanal von Zeitz” nicht verheimlichen, und so formulierten sie die Aktion als Tat eines Psychopaten. Die DDR-Kirchenleitung versuchte in ihrem Nachruf den Spagat zwischen Anpassung und leiser Kritik am DDR-Staat. Zahlreiche Künstler, wie Wolf Biermann, protestierten gegen die Verunglimpfungen. Auch viele Leser des “Neuen Deutschland” kritisierten in Briefen an die Redaktion die Verleumdungen. Das Blatt entschuldigte sich erst 2006 für den damaligen Artikel.

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