Wende – September 1989

Wende - September 1989

Bildquelle: Assenmacher, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons
Mai ’89Juni ’89Juli ’89August ’89September ’89Oktober ’89
November ’89Dezember ’89Januar ’90Februar ’90März ’90April ’90
Mai ’90Juni ’90Juli ’90August ’90September ’90Oktober ’90

Mehr und mehr DDR-Bürger formieren sich und demonstrieren

Die erste Montagsdemo findet am 4. September in Leipzig statt, am 25. September sind schon dort 5.000 Bürger dabei. Auch anderswo, wie in Berlin, wird protestiert. Hier wird, wie an jedem 7. eines Monats, wieder gegen die Wahlfälschungen vom 7. Mai demonstriert.

Unterdessen formieren und gründen sich die ersten DDR-Bürgerbewegungen: Am 9. September das “Neues Forum” und 3 Tage später “Demokratie jetzt”.

Während die Bundesregierung und die bundesdeutsche Oppositon noch vorsichtig Richtung der DDR-Oberen agieren, sichert die Führung der DDR den Flüchtlingen Straffreiheit bei Rückkehr zu.

Die Meisten lassen sich davon nicht beeindrucken und siedeln zumeist in die Bundesrepublik über.

Hoffnung auf Gorbatschow und Ende der Botschaftsbesetzungen

Insbesondere bei seinen Anhängern erregt die Ankündigung, dass Gorbatschow zu den Republikfeierlichkeiten am 7. Oktober nach Ost-Berlin kommt, Freude und Hoffnung.

Am 15. September lädt die Volkskammer eine SPD-Delegation “auf Grund der Ereignisse”aus.

Auf dem Balkon der Prager Botschaft verkündet Außenminister Genscher am 30. September unter Jubel die bevorstehende Ausreise der Botschaftsbesetzer aus Warschau und Prag.

02.09.1989: Kohl wirbt um Unterstützung für DDR-Flüchtlinge

Kanzler Kohl ruft Bundesdeutsche zur Unterstützung von DDR-Flüchtlingen auf. “Die Ausreisewilligen seien keine “Witrtschaftsflüchtlinge”, ..”eine Verbesserung des Wohlstandes gehöre auch zu den Menschenrechten”.

03.09.1989: Leipziger Messe beginnt.

In Leipzig wird die Messe eröffnet. Am Rande fordert der Leiter der Ständigen Vertretung Bertele Ministerpräsident Stoph auf, alles mögliche für die Verbesserung der Lebensbedingungen in der DDR zu tun und damit die Ausreisewelle zu stoppen. zu den Sendungen der Tagesschau vom September 1989

04.09.1989: Erste Montagsdemo in Leipzig

04.09.1989: Erste Montagsdemo in Leipzig

In Leipzig findet die erste Montagsdemo statt, in deren Anschluss das traditionelle Friedensgebet in der Nikolaikirche gebetet wird. Es wird für mehr Reisefreiheit und für die Abschaffung der Stasi demonstriert. Dieser Tag ist die Geburtsstunde weiterer zahlreicher Montagsdemos in vielen Orten der DDR, die entscheidend zum Untergang der DDR führten. mehr Infos dazu:

05.09.1989: Kohl gegen Druck gegen DDR, Vogel für humanitäre Lösung

In Bonn debattiert der Bundestag über die Flüchtlingswelle. Während Kanzler Kohl sich gegen wirtschaftlichen Druck gegenüber der DDR ausspricht, fordert Oppositionsführer Vogel von allen Beteiligten eine humanitäre Lösung. zu den Sendungen der Tagesschau vom September 1989

06.09.1989: DDR versucht in Budapest DDR-Bürger zum Bleiben zu bewegen.

Vor einem der Flüchtlingslager in der Nähe von Budapest versucht die DDR mit einer “Beratungsstelle”, Ausreisewillige zur Rückkehr zu bewegen. Allerdings macht niemand der Flüchtlinge davon Gebrauch. zu den Sendungen der Tagesschau vom September 1989

07.09.1989: Demo gegen Wahlfäschung in Ost-Berlin

Demonstranten protestieren auf dem Alex in Ost-Berlin gegen die Wahlfälschung bei den Kommunalwahlen vom 7. Mai 1989. Sicherheitskräfte nehmen 75 Demonstranten in Gewahrsam. Interessanter Artikel mit Video

08.09.1989: Straffreiheit für Botschaftsbesetzer in Ost-Berlin, DDR-Kirche für Reformen

08.09.1989: Straffreiheit für Botschaftsbesetzer in Ost-Berlin, DDR-Kirche für Reformen

116 DDR Bürger verlassen Ständige Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin, nachdem der Staat ihnen Straffreiheit und die Einschaltung von Anwalt Vogel als Vermittler zugesichert hat. Bund der evangelischen Kirchen in der DDR appelliert an Honecker, in der DDR Reformen einzuleiten. zu den Sendungen der Tagesschau vom September 1989

09.09.1989: "Neues Forum" wird gegründet.

09.09.1989: “Neues Forum” wird gegründet.

Die DDR-Reformbewegung “Neues Forum” (NF) wird in Grünheide bei Berlin (Ost) im Haus von Katja Havemann (*1947) gegründet. Sie ist die Witwe des DDR-Regimekritikers Robert Havemann (1910-1982). Gründungsmitglieder sind u.a. Bärbel Bohley, Jens Reich. zum Gründungsaufruf weitere Infos Andreas Lämmel: Neues Forum Dresden

10.09.1989: Ungarn lässt DDR-Flüchtlinge ausreisen.

Ungarn lässt ohne Absprache mit der DDR-Führung ausreisewillige DDR-Bürger ausreisen. Bundeskanzler Kohl dankt Ungarn für Menschlichkeit und Solidarität. Zeitzeugenbericht eines Maltesers Wortlaut von Kohls Dankeserklärung Streitigkeiten in ungarischer Regierung verzögerten die Ausreise Tausender DDR-Flüchtlinge. (SPIEGEL 37/1989)

11.09.1989: Zahlreiche DDR-Flüchtlinge treffen in Bayern ein.

Tausende DDR-Übersiedler kommen aus Ungarn über Österreich in Bayern an. Von dort aus werden Sie in Übersiedlungslager in der gesamten Bundesrepublik verteilt. Die DDR-Führung spricht von einer illegalen Abwerbeaktion sowie zügelloser Hetze der Bonner Regierung und kritisiert die Bundesrepublik und Ungarn aufs Schärfste. Flüchtlinge verschärfen Wohnungsnot… (SPIEGEL 38/1989) zu den Sendungen der Tagesschau vom September 1989

12.09.1989: Gründung von "Demokratie jetzt", Ein Teil der Prager Botschaftsbesetzer geht in DDR zurück

12.09.1989: Gründung von “Demokratie jetzt”, Ein Teil der Prager Botschaftsbesetzer geht in DDR zurück

In der DDR erfolgt der Gründungsaufruf der Bürgerbewegung “Demokratie Jetzt” (DJ). Gründungsmitglieder sind u.a.: Wolfgang Ullmann, Konrad Weiß, Ulrike Poppe. Die DDR-Regierung protestiert gegen die Öffnung der österreichisch-ungarischen Grenze für DDR-Bürger. Sie bezeichnet diese Aktion als “organisierten Menschenhandel”. Mehr als die Hälfte der Botschaftsbesetzer in Prag können bundesdeutsche Vertretung verlassen. Die Übrigen lehnen das erneute Angebot von Straffreiheit ab. Ungarns Außenminister ...

13.09.1989: Ungarn: Ausreise von DDR-Bürgern nur noch bis 7. Oktober?

Ungarn kündigt lt. Medien an, die Ausreise von DDR-Bürgern nur noch bis zum 7. Oktober, dem 40. Jahrestag der DDR, zu ermöglichen. Einen Tag später wird dies jedoch als Spekulation zurückgewiesen, die Regelung bleibt bis auf weiteres bestehen. Ungarn hat’s sich mit Ostblockpartnern verscherzt… (SPIEGEL 38/1989) zu den Sendungen der Tagesschau vom September 1989

14.09.1989: Gorbatschow kommt zu DDR-Geburtstag nach Ost-Berlin.

Der sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow kündigt an, zu den Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der DDR am 7. Oktober nach Ost-Berlin zu reisen. Gorbi bald zu Besuch in der DDR (SPIEGEL 38/1989) zu den Sendungen der Tagesschau vom September 1989

15.09.1989: SPD-Delegation wird ausgeladen.

DDR-Volkskammerpräsident Sindermann lädt bundesdeutsche SPD-Delegation auf Grund der Ereignisse wieder aus. Offiziell heisst es, dass der Besuch nicht den „Zielen des Dialogs im Interesse des Friedens, der Sicherheit und der gleichberechtigten Zusammenarbeit“ dient. Deutsche Wiedervereinigungsträume im Ausland… (SPIEGEL 38/1989) “Die Deutschen werden in West und Ost wieder zum Ärgernis. ” (SPIEGEL 39/1989) „Wer konnte das ahnen?“ (SPIEGEL 40/1989) zu den ...

19.09.1989: "Neues Forum" beantragt Zulassung, Warschauer Botschaft stellt Betrieb ein.

19.09.1989: “Neues Forum” beantragt Zulassung, Warschauer Botschaft stellt Betrieb ein.

„Neues Forum“ (NF) beantragt offiziell ihre Zulassung als Vereinigung als erste Oppositionsgruppe in der DDR. Grundlage ist Artikel 29 der DDR-Verfassung: “Die Bürger der Deutschen Demokratischen Republik haben das Recht auf Vereinigung, um durch gemeinsames Handeln in politischen Parteien, gesellschaftlichen Organisationen, Vereinigungen und Kollektiven ihre Interessen in Übereinstimmung mit den Grundsätzen und Zielen der Verfassung zu verwirklichen.” Ein Tag ...

25.09.1989: 5000 Bürger auf Montagsdemo in Leipzig

Montagsdemo in Leipzig: Ca. 5000 Bürger protestieren gegen Verbot des Neuen Forum und für den Beginn von Reformen in der DDR. zu den Sendungen der Tagesschau vom September 1989

26.09.1989: Weitere Botschaftsbesetzer aus Prag zurück in DDR

Abermals kehrt ein Teil der DDR-Bürger, die sich in der bundesdeutschen Botschaft in Prag aufhalten, in die DDR zurück. Die DDR sichert ihnen eine Ausreise innerhalb der nächsten 6 Monate zu. Der Großteil verbleibt allerdings in der Botschaft. zu den Sendungen der Tagesschau vom September 1989

30.09.1989: Genscher verkündet Ausreise für DDR-Flüchtlinge aus Prag

Auf dem Balkon der Prager Botschaft verkündet Außenminister Genscher unter Jubel die bevorstehende Ausreise der Botschaftsbesetzer aus Warschau und Prag. Sie werden mit Sonderzügen, allerdings über DDR-Territorium, ausreisen können.“Odyssee in die Freiheit”“Der zweite Mann” (EinesTages auf SPIEGEL ONLINE)weitere Infos

Gut zu wissen

Aus der Presse zu den Ereignissen während der Wende 1989 und 1990

Zum Abschied Elefanten - Letzte «Aktuelle Kamera» vor 30 Jahren

Zum Abschied Elefanten – Letzte «Aktuelle Kamera» vor 30 Jahren

greenpeace-magazin.de: “Vor 30 Jahren ging ein Stück deutsch-deutscher Mediengeschichte zu Ende: Kurz nach der DDR verschwand auch die «Aktuelle Kamera»…«Das war’s» – mit zwei Worten ging vor 30 Jahren ein Kapitel deutsch-deutscher Mediengeschichte zu Ende. Im Studio des Deutschen Fernsehfunks (DFF) in Berlin-Adlershof verabschiedete sich Sprecher Wolfgang Meyer knapp von den Zuschauern…” mehr

Panikrocker Udo Lindenberg und seine Konzerte vor seinen Fans in der DDR.

Panikrocker Udo Lindenberg und seine Konzerte vor seinen Fans in der DDR.

Kein anderer “Westmusiker” sprach der enttäuschten DDR-Jugend so aus dem Herzen wie Panikrocker Udo Lindenberg. Vergeblich versuchte er, seinen Fans in der DDR in Konzerten nah zu sein. Immer wieder wurden seine Gesuche von den DDR-Oberen abgelehnt. Als im Frühjahr 1983 “Der Sonderzug nach Pankow” im wahrsten Sinne des Wortes in Ost und West Fahrt ...

Die Stasi bewahrte Gysi vor einem fatalen Karrieresprung

vom 22. Juli 2017, 18:47 welt.de: “Im Mai 1989 stand der oberste DDR-Rechtsanwalt vor der Berufung zum Staatssekretär. Die Stasi intervenierte, weil Gregor Gysi politisch zu wertvoll sei. Ein Glück für den späteren Retter der SED…” mehr