15.09.1989: SPD-Delegation wird ausgeladen.

DDR-Volkskammerpräsident Sindermann lädt bundesdeutsche SPD-Delegation auf Grund der Ereignisse wieder aus.
Offiziell heisst es, dass der Besuch nicht den „Zielen des Dialogs im Interesse des Friedens, der Sicherheit und der gleichberechtigten Zusammenarbeit“ dient.

Deutsche Wiedervereinigungsträume im Ausland… (SPIEGEL 38/1989)

“Die Deutschen werden in West und Ost wieder zum Ärgernis. ” (SPIEGEL 39/1989)

„Wer konnte das ahnen?“ (SPIEGEL 40/1989)

zu den Sendungen der Tagesschau vom September 1989

19.09.1989: “Neues Forum” beantragt Zulassung, Warschauer Botschaft stellt Betrieb ein.

Bildquelle: Botschaft in Warschau 2009, Marcin Bia?ek / CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)

„Neues Forum“ (NF) beantragt offiziell ihre Zulassung als Vereinigung als erste Oppositionsgruppe in der DDR.
Grundlage ist Artikel 29 der DDR-Verfassung:
“Die Bürger der Deutschen Demokratischen Republik haben das Recht auf Vereinigung, um durch gemeinsames Handeln in politischen Parteien,
gesellschaftlichen Organisationen, Vereinigungen und Kollektiven ihre Interessen in Übereinstimmung mit den Grundsätzen und Zielen der Verfassung zu verwirklichen.”
Ein Tag später wird der Antrag abgelehnt, weil die Gruppe „staatsfeindlich“ sei.
Die westdeutsche Botschaft in Warschau stellt wegen Überfüllung mit ausreisewilligen DDR-Bürgern den Publikumsverkehr ein.



26.09.1989: Weitere Botschaftsbesetzer aus Prag zurück in DDR

Abermals kehrt ein Teil der DDR-Bürger, die sich in der bundesdeutschen Botschaft in Prag aufhalten, in die DDR zurück.
Die DDR sichert ihnen eine Ausreise innerhalb der nächsten 6 Monate zu.
Der Großteil verbleibt allerdings in der Botschaft.

zu den Sendungen der Tagesschau vom September 1989

30.09.1989: Genscher verkündet Ausreise für DDR-Flüchtlinge aus Prag

Auf dem Balkon der Prager Botschaft verkündet Außenminister Genscher unter Jubel die bevorstehende Ausreise der Botschaftsbesetzer aus Warschau und Prag.
Sie werden mit Sonderzügen, allerdings über DDR-Territorium, ausreisen können.

“Odyssee in die Freiheit”

“Der zweite Mann” (EinesTages auf SPIEGEL ONLINE)

weitere Infos





04.09.1989: Erste Montagsdemo in Leipzig

Bildquelle: Von JesterWr - Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=18399238

In Leipzig findet die erste Montagsdemo statt,
in deren Anschluss das traditionelle Friedensgebet in der Nikolaikirche gebetet wird.
Es wird für mehr Reisefreiheit und für die Abschaffung der Stasi demonstriert.
Dieser Tag ist die Geburtsstunde weiterer zahlreicher Montagsdemos in vielen Orten der DDR, die entscheidend zum Untergang der DDR führten.

mehr Infos dazu:

05.09.1989: Kohl gegen Druck gegen DDR, Vogel für humanitäre Lösung

In Bonn debattiert der Bundestag über die Flüchtlingswelle.
Während Kanzler Kohl sich gegen wirtschaftlichen Druck gegenüber der DDR ausspricht, fordert Oppositionsführer Vogel von allen Beteiligten eine humanitäre Lösung.


zu den Sendungen der Tagesschau vom September 1989

08.09.1989: Straffreiheit für Botschaftsbesetzer in Ost-Berlin, DDR-Kirche für Reformen

Bildquelle: Von Bundesarchiv, Bild 183-1990-1002-018 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5425903

116 DDR Bürger verlassen Ständige Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin, nachdem der Staat ihnen Straffreiheit und die Einschaltung von Anwalt Vogel als Vermittler zugesichert hat.
Bund der evangelischen Kirchen in der DDR appelliert an Honecker, in der DDR Reformen einzuleiten.


zu den Sendungen der Tagesschau vom September 1989

09.09.1989: “Neues Forum” wird gegründet.

Bildquelle: Bärbel Bohley, Von Bundesarchiv_Bild_183-1990-0905-019,_Berlin,_Besetzung_Stasizentrale,_Bärbel_Bohley.jpg: Uhlemann, Thomasderivative work: Stepro (talk) - Bundesarchiv_Bild_183-1990-0905-019,_Berlin,_Besetzung_Stasizentrale,_Bärbel_Bohley.jpg, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11458670

Die DDR-Reformbewegung “Neues Forum” (NF) wird in Grünheide bei Berlin (Ost) im Haus von Katja Havemann (*1947) gegründet. Sie ist die Witwe des DDR-Regimekritikers Robert Havemann (1910-1982).
Gründungsmitglieder sind u.a. Bärbel Bohley, Jens Reich.

zum Gründungsaufruf

weitere Infos

Andreas Lämmel: Neues Forum Dresden

10.09.1989: Ungarn lässt DDR-Flüchtlinge ausreisen.

Ungarn lässt ohne Absprache mit der DDR-Führung ausreisewillige DDR-Bürger ausreisen.
Bundeskanzler Kohl dankt Ungarn für Menschlichkeit und Solidarität.

Zeitzeugenbericht eines Maltesers

Wortlaut von Kohls Dankeserklärung

Streitigkeiten in ungarischer Regierung verzögerten die Ausreise Tausender DDR-Flüchtlinge. (SPIEGEL 37/1989)

11.09.1989: Zahlreiche DDR-Flüchtlinge treffen in Bayern ein.

Tausende DDR-Übersiedler kommen aus Ungarn über Österreich in Bayern an.
Von dort aus werden Sie in Übersiedlungslager in der gesamten Bundesrepublik verteilt.
Die DDR-Führung spricht von einer illegalen Abwerbeaktion sowie zügelloser Hetze der Bonner Regierung und kritisiert die Bundesrepublik und Ungarn aufs Schärfste.

Flüchtlinge verschärfen Wohnungsnot… (SPIEGEL 38/1989)

zu den Sendungen der Tagesschau vom September 1989

12.09.1989: Gründung von “Demokratie jetzt”, Ein Teil der Prager Botschaftsbesetzer geht in DDR zurück

Bildquelle: Von Bundesarchiv, Bild 183-1990-0209-022 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5425113

In der DDR erfolgt der Gründungsaufruf der Bürgerbewegung “Demokratie Jetzt” (DJ).
Gründungsmitglieder sind u.a.: Wolfgang Ullmann, Konrad Weiß, Ulrike Poppe.
Die DDR-Regierung protestiert gegen die Öffnung der österreichisch-ungarischen Grenze für DDR-Bürger.
Sie bezeichnet diese Aktion als “organisierten Menschenhandel”.
Mehr als die Hälfte der Botschaftsbesetzer in Prag können bundesdeutsche Vertretung verlassen.
Die Übrigen lehnen das erneute Angebot von Straffreiheit ab.
Ungarns Außenminister Horn weist die Vorwürfe der DDR-Regierung auf das Schärfste zurück, insbesondere die Anschuldigungen, für die ermöglichte Ausreise der DDR-Flüchtlinge , Geld von der Bundesrepublik erhalten zu haben.



13.09.1989: Ungarn: Ausreise von DDR-Bürgern nur noch bis 7. Oktober?

Ungarn kündigt lt. Medien an, die Ausreise von DDR-Bürgern nur noch bis zum 7. Oktober, dem 40. Jahrestag der DDR, zu ermöglichen.
Einen Tag später wird dies jedoch als Spekulation zurückgewiesen, die Regelung bleibt bis auf weiteres bestehen.

Ungarn hat’s sich mit Ostblockpartnern verscherzt… (SPIEGEL 38/1989)


zu den Sendungen der Tagesschau vom September 1989